Katastralgemeinde Friebritz

KG Friebritz 2

 Friebritz

 

Ein Straßendorf, das ehemals zur Herrschaft Hagenburg gehörte. Die älteste Nennung geht auf das Jahr 1138 zurück (damals Friedebertesdorf, später 1378 als Friebesdorf, 1414 dann Fribrechts). Die militärische Ortsbeschreibung aus 1772 beschreibt Friebritz als "kleines, schlechtes Dorf". Diese Bewertung gründet darauf, dass Weinbau aufgrund der Höhenlage (326 m) kaum möglich war, die Feldfrüchte brachten nur mittelmäßige Erträge. Es kam durch die abgedachte Lage der Felder häufig zu Elementarschäden. Die ansässigen Landbauern lebten in entsprechend ärmlichen Lagen, und die Wege waren nur schlecht hergestellt.
1834 wird von 27 Häusern und 28 Familien berichtet, der Bevölkerungsstand betrug 141 Personen.
Ehemals gehörte Friebritz zur Pfarre Fallbach, unter Josef II wurde es nach Hagenburg eingepfarrt.
Hagenburg und Friebritz waren auch zu einer Gemeinde vereinigt bis es 1920 zur Trennung kam, und Friebritz mit einem Gemeindegebiet von 2,86 km² eigenständig wurde, 1930-31 wurde die schon bestehende Laurentiuskappelle unter Bürgermeister Josef Rotter umgebaut. Josef Rotter war auch Gründer des Lagerhauses Laa und Obmann der Laaer Bezirksbauernkammer.
Seit Gründung der Großgemeinde Fallbach 1970 gehört Friebritz nun diesem Verband an.
Aufgrund der schlechten Einkommenslage haben viele Bauern ihre Betriebe aufgegeben, und die Häuser wurden nach und nach von Zweitwohnsitzern aufgekauft, die die ruhige und verkehrsarme Lage des Ortes schätzen. Die heutige Bevölkerung setzt sich aus 43 Hauptwohn- und 32 Zweitwohnsitzern zusammen, die 28 Häuser bewohnen.

Südlich im Anschluss an das Ortsgebiet befindet sich der Hügel, auf dem die Jungsteinzeitsiedler die Doppeltekreisgrabenanlage errichteten.
Daran anschließend das Feuchtbiotop Friebritz, eines der Ersten im Land NÖ (Land um Laa, Gemeinde Fallbach)
Die hochgelegenen Reit- und Wanderwege ermöglichen einen Ausblick weit hinauf ins Retzenland und in die Tiefebene der tschechischen Nachbarn. Sie führen den Erholungssuchenden frei von Verkehrslärm, dicht entlang der Gemeindegrenze zum dreigemeindem Eck Friebritz, Wenzendsdorf, Gnadendorf und zu der dort stehenden mit 15 m durchschnittlich mächtigen Bildeiche.

Die doppelte Kreisgrabenanlage

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von Friebritz Aus dem 5. Jahrtausend v.Chr. Geschichte der Erforschung 1979: Entdeckung durch Josef Eder, der bei einer Flurbegehung menschliche Schädelteile und Verfärbungen mit Scherbenstreuungen bemerkte. Fundmeldung durch Alois Toriser an das Bundesdenkmalamt. Am 10.11.1979 Bestandsaufnahme und Fundbergung unter der Leitung J. W. Neugebauer. Freilegung einer Doppelbestattung (Verf. 13) aus der Jungsteinzeit sowie Bergung der Überreste einer ausgeackerten frühbronzezeitlichen Bestattung (Verf. 14). Seit diesem Zeitpunkt Luftbildserien durch die Fliegerbildkompanie des österreichischen Bundesheeres in Zusammenarbeit mit dem Luftbildreferat des Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien, auf Grund derer bereits ein genauer Vermessungsplan erstellt werden konnte, der die Grundlagen für die Grabungen bildete. 1981: Vollständig händisch ausgeführte Abdeckung eines Streifens vom Zentrum der Anlage bis über die nördliche Erdbrücke sowie eines Streifens nach Osten in den NO-Teil der Anlage (1500m²). 1982: Abdeckung eines Streifens vom Zentrum der Anlage bis über die östliche Erdbrücke (425m²). 1983: Abdeckung zweier Streifen im S-Bereich und der südlichen Erdbrücke (2400m²). 1985: Abdeckung eines Streifens vom Zentrum der Anlage über den Westteil der Grabenanlage (1550m²); keine Erdbrücke hier feststellbar; dafür neun beigabenreiche Bestattungen aus der Jungsteinzeit sowie zahlreiche Grüben der Jungsteinzeit und der frühen Bronzezeit freigelegt (Verf .130-138). 1987: Abdeckung der Fläche südlich von 1985 (1500m²); anstelle der Erdbrücke Reste einer hölzernen Konstruktion an der Innenseite des Grabens. 1988: Abdeckung der Fläche, nördlich von 1985; erneutjungsteinzeitliche und bronzezeitlichte Siedlungsspuren sowie mehrere bronzezeitliche Bestattungen in einer Grube. Daten der Anlage: Verf. l: Hauptgraben mit V-förmigem Querschnitt, Dm. 115m, Breite 8-10m, Tiefe 4-5m. Verf. 2: schmälerer Außengraben, V-förmiger Querschnitt, Dm. 140m, Breite 2, 5-4, 0m, Tiefe l, 6-2, 7m. Unterbrochen werden beide Gräben im Norden, Osten und Süden von Erdbrücken, im Westen bestand möglicherweise über eine Holzbrücke Zugang. Im Süden und im Norden wurden Durchstiche zwischen vorgelagertem und Hauptgraben angelegt, um den Abfluß des bei Unwettern herabschießenden Wassers zu ermöglichen. Die Innenfläche begrenzt eine doppelte Palisadenreihe, deren Innere mit einem Dm. von ca. 90m dicht gesetzt war, die äußere aus paarig angeordneten Pfosten in Abständen von ca. 6m bestand (nur im S und W besser erhalten). Verf. 13, 90a, 130-138: jungsteinzeitliche Bestattungen aus der Anfangszeit der sog. "Lengyel-Kultur". Mehrere Gruben aus verschiedenen Phasen der Lengyel-Kultur, die so wie das Fundmaterial in den Gräben ein mehrmaliges Aufsuchen dieses Platzes belegen. Verf. 14, 93 und 206: frühbronzezeitliche Bestattungen der sog. "Aunjetitzkultur". Um Verf. 93 die Pfostengruben eines frühbronzezeitlichen Megaronhauses. Zahlreiche Pfostengruben und Abfallgruben frühbronzezeitlicher Siedlungsspuren. Verf. 16: Sohlgraben, der in den ehemaligen Teich am Südende der Anhöhe führte (Funde der römischen Kaiserzeit). Kurzführer durch die Grabungen der Abt. f. Bodendenkmale des Bundesdenkmalamtes in der Kreisgrabenanlage Friebritz (Dr.Christine und Dr. Johannes-Wolfgang Neugebauer) Entdeckung Im Herbst 1979 fielen den Heimatforschern Josef Eder (Hagenberg) und Alois Toriser (Laa/Thaya) im Zuge von Feldbegehungen auf der nach Osten abfallenden Hügelzunge in der Flur "Frauenberg" beim südlichen Ortsende von Friebritz einerseits menschliche Schädeldachfragmente, die frisch ausgeackert worden waren, andrerseits auch ein sich deutlich vom übrigen Acker abhebender dunkel-humoser Ring, der über die Hügelkuppe zog, auf. Da der Acker kurz zuvor erstmals mit einem neuen Gerät tiefgepflügt worden war, boten sich ideale Bedingungen für die Luftbildarchäologie. Unter der Leitung von Univ. Prof. Dr. H. Friesinger wurde von der Luftbildkompanie des Österreichischen Bundesheeres ein umfangreiches Programm durchgeführt, das eine Reihe hervorragender Luftbilder erbrachte, durch deren Umzeichnung ein Vermessungsplan erstellt werden konnte, der als Grundlage für die 1981 vom Bundesdenkmalamt Wien; Abt. für Bodendenkmale begonnenen systematischen Rettungsgrabungen dient. Bergung der Doppelbestattung Bereits 1979 wurde knapp, nach der Entdeckung und Fundmeldung eine Bergung unter der Leitung von Dr. J.-W. Neugebauer durchgeführt, die einen ersten Einblick in die Fundverhältnisse ermöglichte. Die aufgefundenen Schädeldachfragmente erwiesen sich als zu einer nur 30 cm unter dem heutigen Humus liegenden Doppelbestattung gehörig. Die Lage der Skelette läßt ebenso auf einen gewaltsamen Tod der beiden Individuen schließen, wie dies je 2 als Pfeilspitzen verwendete Mikrolithen, die in der Brustgegend bzw. zwischen den Wirbeln steckend gefunden wurden, belegen. Beide Individuen wurden in Bauchlage übereinander liegend aufgefunden, die Lage der Gließmaßen zeigt deutlich, daß hier keine reguläre Bestattung vorgenommen worden war. Das obere Skelett stammt von einer ca. 20 Jahre alten Frau, das untere der beiden von einem ca. 25 Jahre alten Mann (Bestimmung: Dr. E,-M. Winkler). Auf Grund der Pfeilspitzen besteht große Wahrscheinlichkeit, daß die beiden Individuen zur Zeit der Lengyel-Kultur gelebt haben und sind möglicherweise mit der Kreisgrabenanlage in Beziehung zu stellen. Auffälligerweise befand sich dieses Doppelgrab nahezu zentral in dieser Anlage. Beschreibung der Doppelkreisgrabenanlage von Friebritz Am Ende einer nach Osten abfallenden Hügelzunge liegt in der Flur "Frauenberg" beim südlichen Ortsende von Friebritz die nahezu kreisförmige Anlage. Der schmälere Außengraben mit einer Breite von 2 - 4 m und einer Tiefe von 1 - 2 m mißt im Durchmesser 145 m, der konzentrische Innengraben ist 8 m breit, und 3 - 4 m tief und hat einen Durchmesser von 125 m. Genau in Nordrichtung vom Zentrum aus sind beide Gräben durch eine 4 m breite Erdbrücke unterbrochen, an deren beiden Seiten Innen- und Außengraben miteinander verbunden sind. Dieser Eingang in das Innere der Anlage war bereits im Luftbild derartig deutlich erkennbar. Weiters wurde bei dieser Bergung im Herbst 1979 im östlichen Teil der Innenfläche eine fast gänzlich ausgeackerte Hockerbestattung der frühbronzezeitlichen Aunjetitzkultur festgestellt. Datierung der Anlage Bereits die heurige erste Kampagne der Ausgrabung hat Hinweise auf eine Benützung des Areals in vier verschiedenen Zeitstufen erbracht. 1. Eine Besiedlung der Anhöhe an der Wende von der älteren zur mittleren Jungsteinzeit (Übergang von der spätesten Stufe der Linearkeramik in die Anfänge der Bemaltkeramik - um 4.500 v. Chr.). 2. Die Errichtung des gewaltigen Flrdwerkes in der Anfangsstufe der Bemaltkeramik läßt auf eine große Bevölkerungsdichte in der Umgebung schließen. Aus den Gräben wurden immerhin mit Stein- und Holzgeräten etwa 6.3CO nr Erdmaterial ausgehoben und verbracht (dies entspricht etwa 1.500 LKW -Ladungen). 3. Nach der Aufgabe der Anlage wurden die Gräben mit Material des spätesten bemaltkeramischen Horizontes verfüllt. Bis in die Frühbronzezeit waren die Gräben jedoch im Gelände noch deutlich sichtbar. 4. In der Frühbronzezeit erfolgte eine Wiederbesiedlung dieses Areals, in deren Verlauf die Gräben vollständig verfüllt wurden. Als Zeugnisse dieser Besiedlung findet man noch heute Abfallgruben und Hockergräber. Eine derartige Bestattung enthielt als Beigaben Bronzeschmuck (salta leoni, Armreif, Nadelschaft) und eine Aunjetitztasse. Seit dieser Zeit (etwa 1700 v. Chr.) war die Anlage bis zu ihrer Entdeckung im Jahre 1979 kaum noch im Gelände erkennbar. Die interessanteste Grabungssituation ergab sich an dem Zugang im Norden. Als Flankierung der 4,5 m breiten Erdbrücke waren die beiden konzentrischen Gräben durch je ein Gräbchen verbunden (2 m breit und 2,20 - 2,40 m tief). Beide Äste des äußeren Grabens sowie die vom Hauptgraben kommenden kleinen Gräbchen münden in eine große Grube, die sich bereits deutlich im Luftbild abgezeichnet hatte. Diese Verfärbung erwies sich als im Schnitt wannenförmige Verbindung zwischen den beiden Ästen des kleineren Grabens. Profile und Plana zeigen deutlich in den unteren Schichten starke Schwemmlinien, die vor allem aus Richtung der die nördliche Erdbrücke flankierenden senkrechten Gräbchen kommen. In den oberen Schichten ist die Grube planiert worden, was sich auch durch besonders zahlreiches Fundmaterial in diesen Tiefen veranschaulicht. Zu diesem Zeitpunkt müssen aber die Gräben zumindest zum Teil noch offen gewesen sein, da deutlich belegt ist, wie die schwärzlich-humosen Schichten (mit Fundmaterial) randlich aus der Planierung ein Stück in den äußeren Graben hineingeschwemmt worden sind. Der Befund und auch das Nivellement des Verlaufes der Grabenspitze in dieser Zone lassen auf eine Art "Überlaufsystem" schließen, das die ständige Verschlammung der Gräben mindern sollte. Dieses System scheint aber nicht von Anfang an bestanden zu haben und auch nach einiger Zeit nicht mehr funktionstüchtig gewesen zu sein. Die Situation am Osttor zeigt ebenfalls weitgehende Ausschwemmungen der Grabenden, jedoch noch keine direkte Verbindung derselben. An den zahlreichen Grabenprofilen konnten zudem eingehend die ständige Verschlammung und die Wiederherstellungsversuche der Grabenanlage diskutiert und dokumentiert werden. Die Wiederausputzversuche lassen sich bis zu 6 Mal an einer einzigen Grabenstelle nachweisen. Zumeist wird nicht mehr auf die volle Tiefe des vorangegangenen Baues gegangen; in einigen Fällen aber wird bei Erreichen der vollen Tiefe die Spitze verfehlt, sodaß die neue auf ca.. 30 cm Tiefe (zumeist hangabwärts) danebengesetzt wurde. Im Profil erscheint der Graben somit zweispitzig. Am Ende des Hauptgrabens an der Ostflanke der nördlichen Erdbrücke zeigten sich helle Füllschichten abwechselnd mit schmalen dunklen Bändern, die jahresringähnlich interpretiert werden können. Die Anzahl dieser in Relation zur Anzahl der Wiederausputzversuche läßt ein Schätzen der minimalen Existenzdauer dieser Anlage mit einem Zeitraum von 3 - 4 Generationen (max. aber 6 - 7), von denen jede etwa 2 Male eine große "Renovierungsaktion" des Grabensystems miterlebte. Die zumindest 6.300 m³ Erdmaterial (lediglich von der heutigen Humusoberfläche aus berechnet!), die aus den Gräben mit Stein-, Holz- und Geweihgeräten ausgehoben und höchstwahrscheinlich zwischen diesen zu einem Wall aufgeschüttet worden waren, erscheinen im Hinblick auf eine mehreren Generationen dienende Anlage in einem anderen Lichte. Die gewaltige und sicherlich mehrjährige Arbeitsleistung diente in unseren Augen der Herstellung eines zentralen Kultplatzes für die zahlreichen Ansiedlungen der Umgebung und stünde damit in Relation zum ideellen Hintergrund. Bemerkenswert bleibt aber dennoch die Organisation dieser 6500 Jahre- alten Bevölkerung, einen Kultplatz zu bauen, der eine große arbeitsmäßige Belastung für die erste Generation bedeutete, die aber sicherlich im Bewußtsein in Kauf genommen wurde, daß dieser Platz eben auch späteren Generationen dienen werden. Auch bei der einzigen bisher vollständig ausgegrabenen Kreisgrabenanlage von Têsetice-Kyjovice in Mähren (Bez. Znaim) kamen die Ausgräber zum Schluß, daß die Motivation zur Errichtung eines solchen Erdwerkes, das in seinem Inneren ja keinerlei gleichzeitige Siedlungsspuren aufweist, im kultischen Bereich zu suchen ist. Die Grabungen des Jahres 1983 haben nun mit einer Gesamtfläche von etwa 2500 m den Südsektor erfaßt, der im Luftbild eine Vielfalt von Verfärbungen erkennen läßt: Wenngleich die Hauptachse der südlichen Grabenunterbrechungen um knapp 10 m gegen Osten verschoben war und auch durch spätere Abschwemmungen die eigentliche Erdbrücke des Hauptgrabens erst in 3/4 m Tiefe zum Vorschein kam, so war auch hier ein ehemaliger Zugang klar nachweisbar. Die ursprünglich zangenartig nach Norden umbiegenden Enden des vorgelagerten Grabens hatten ebenfalls durch Wassereinwirkung eine später entstandene Verbindung mit den Hauptgrabenästen. Unzählige Schwemmschichten und zahlreiche Nach-putzungsversuche geben deutliches Zeugnis von den dauernden. Witterungsschaden. Noch vor der endgültigen Aufgabe der gesamten Anlage planierte man mit Siedlungsschutt die desolaten vorgelagerten Grabenäste ein. Hier kam eine Menge hervorragendes Fundgut zutage. Bemalte Keramiken, Stichbandkeramik, Steinwerkzeuge und mannigfaltige Beingeräte (darunter ein geschnitzter Angelhaken!) wären hier zu nennen. Der größte Erfolg war jedoch der Nachweis einer doppelten, den Hauptgraben innen begleitenden Palisade. Durch stärkere Oberflächenabtragungen in den anderen Zonen konnten Palisadenzäune in den Jahren 1981 und 1902 nicht beobachtet werden. Ein von beiden Kreisgräben überlagertes, dunkelbraunes, humoses Band in Form eines offenen Rechteckes erwies sich als ein natürlicher, tw. an der Oberfläche auskeilender alter Humushorizont (und nicht als ein vermutetes älteres Vorgänger-Grabensystem). Das im Süden außerhalb der Kreisgräben schräg zu Tal führende dunkle Band entpuppte sich als ein immer breiter werdender Sohlgraben, der in der Niederung in einen Teich mündete. Da außer jungsteinzeitlichen Keramiken hier auch römisch anmutende Scherben gefunden wurden, ist ein weit jüngeres Entstehungsdatum als die Kultanlage anzunehmen. Kürzlich wurde auf der nächsten Anhöhe, etwa 500 m nordwestlich der Ausgrabungsstätte, eine weitere, kleinere einfache Kreisgrabenanlage durch Luftaufnahmen entdeckt. Näheres hiezu konnte noch nicht erschlossen werden. Die Funde Sowohl die Grabenfüllungen als auch die wenigen im Inneren der Anlage angetroffenen lengyelzeitlichen Gruben enthielten große Mengen von Gefäßresten, Tierknochen, Geräten aus Knochen und Stein, die als Abfall dorthin gelangten. Vereinzelte Menschenknochenfunde deuten auf Anthropophragie hin. Nach ihrer typischen Verzierungsart der Keramik wird die Lengyel-Kultur auch "Kultur der bemalten Keramik" benannt. In ihrer Anfangsstufe sind die Muster vorwiegend rot und in verschiedenen Streifen aufgetragen, seltener sind spiraloide und mäandroide Motive. Ergänzend treten die Farben gelb und weiß auf. Zusammen mit der meist dunklen Tonoberfläche ergibt sich ein polychromer Charakter der Bemalungen. Gemalt wird auf praktisch allen Gefäßformen, bevorzugt wird der feine Becher. Wesentlich seltener gibt es feine, weich profilierte Schüsseln; auch die Grobkeramik wird bemalt (Töpfe, Schüsseln, Schüsseln auf hohlem Fuß, sog. Schultergefäße und Pilzgefäße). Zu den Sonderformen der Keramik zählen kleine Deckel mit stilisiertem menschengestaltigem Griff, ebensolche Gefäße sowie Plastiken, die als Idole bezeichnet werden und im kultischen Bereich Verwendung fanden. Besonders groß ist die Zahl der Gerätschaften aus Tierknochen (Pfrieme, Geweihhacken, Glätter, Spatel, Angelhaken etc.) und aus Hornstein, sowie aus Obsidian (Klingen, Kratzer, Bohrer etc.). Eine Menge Rohmaterialien, Halbfertigprodukte, Werkzeuge und Abfälle fand sich in den oberen Schichten der großen Grube in der Mitte des N-Zuganges im Jahre 1901. Heuer kamen in den Planierunshorizonten der vorgelagerten Grabenäste im Südsektor neben Siedlungsabfällen auch.Reste der Feuersteinwerkzeug- und Keramikproduktion zum Vorschein. In den Gräben fanden sich auch einige wenige Fundstücke, die kulturell der nordwestlich benachbarten Stichbandkeramik angehören. Diese Funde scheinen geringfügig jünger als jene der Stichbandkeramik von Gnadendorf zu sein (III/IV. Stufe Auflösung des starren Winkelbandes, Tremolierstich etc.). Da nach bisheriger Kenntnis keine Siedlung der Stichbandkeramik im Bereich der Kreisgrabenanlage bestanden hatte, schließen wir ein zufälliges Zusammenkommen aus und sehen in den Funden den Niederschlag von Kontakten zweier unterschiedlicher Kulturen, von denen die Lengyel-Kultur als die dynamischere im Laufe ihrer Entwicklung die Stichbandkeramik regional etwas zurückdrängt. Die Steinzeit Die Steinzeit war die längste Epoche der bisherigen Menschheitsgeschichte. Sie reichte vom ersten Auftreten des Menschen (in Niederösterreich ca. 100.000 v. Chr.) bis zu dem Zeitpunkt, zu dem die Verbreitung und Verarbeitung von Metallen allgemein Platz gegriffen hatte (ca. 1.800 v. Ohr. = Beginn der Bronzezeit). Namengebend dafür ist der Hauptwerkstoff, aus dem die alltäglichen Geräte hergestellt wurden. Hauptsächlich waren es Hornsteine, die, da sie nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten spaltbar sind, zu Werkzeugeinsätzen (vorwiegend wohl in heute nicht mehr erhaltenen Holzschäftungen) verarbeitet wurden. Die Entwicklung der Geräte führte über den universell verwendbaren Faustkeil zu spezialisierten Einzelgeräten wie Messerklingen, Bohrer, Sägen, Schaber etc. Bis ca. 10.000 / 8.000 v. Chr. (=Altsteinzeit) lebte der Mensch als Jäger und Sammler des Eiszeitalters, wohnte in Höhlen, unter Felsdächern oder auch in Zelten. Das Jahresmittel der Temperatur war phasenweise nun einige Grade Celsius unter den heutigen Durchschnittswerten; die Gletscher reichten weit bis ins Alpenvorland. Die Vegetation bestand dementsprechend aus einer baumlosen Tundren- und Kaltsteppenlandschaft. Um ca. 10.000 v. Chr. kam es zum Abklingen der letzten Eiszeit. Mit dem Rückzug der Gletscher und dem Ansteigen der Temperatur verändern sich Fauna und Flora völlig; seither erfolgten auch keine nennenswerten Veränderungen der Erdoberfläche mehr. Für den prähistorischen Menschen bedeutete dies aber eine Krisensituation. Mit dem Aussterben der eiszeitlichen Großsäugetiere (Mammut, Wollnashorn etc.), die einen wesentlichen Bestandteil der Nahrung gebildet hatten, war er gezwungen, seine Jagd auf Tiere der nun einziehenden Waldfauna (Hirsch. Reh), sowie verstärkt auf Fisch- und Vogelfang umzustellen. Auch die Ausbreitung des Waldes schränkte zunächst seinen Lebensraum ein. Es kam zu Bevölkerungsverschiebungen sowie auch zu einer Bevölkerungsabnahme. Ungefähr 5.500 v. Chr. vollzog sich dann die wahrscheinlich größte Veränderung im Lauf der Urzeit: der Mensch wurde seßhaft. Anstelle von unsteten Jägern und Sammlern mit aneignender Wirtschaftsform finden wir nun Bauern, die Ackerbau und Viehzucht betreiben. Ab diesem Zeitpunkt spricht man von der Jungsteinzeit. Als wesentlichstes neues Gerät kannte man nun das geschliffene Steinbeil, mittels dessen man fähig war, Holz zu fällen und zu bearbeiten. So konnte einerseits das für die festen und großen Häuser benötigte Bauholz gewonnen, andrerseits auch dem Wald Flächen für Siedlung und Felder abgerungen werden. Es war dies der erste Zeitpunkt, zu dem der Mensch gestaltend in die Natur eingriff und die Naturlandschaft zur Kulturlandschaft formte. Neu war aber such die Herstellung von gebrannten Tongefäßen. Die Herstellungstechnik, die Formen der Gefäße sowie deren reichlich angebrachte Verzierung veränderte sich im Laufe der Zeit. Diese Verbesserungen in der Technik und der modische Wandel der Zierstile ermöglichen den Archäologen auf Grund von Vergleichen die alters- oder auch herkunftsmäßige Bestimmung eines Fundkomplexes. Zur Bestimmung des absoluten Alters werden auch die Naturwissenschaften herangezogen. Am häufigsten wird die Radiokarbonmethode (C-14) angewandt, bei der der Zerfall des radioaktiven Kohlenstoffs gemessen wird, den z.B. eine Pflanze zu ihren Lebzeiten aufgenommen hat. Eine andere Methode ist die der Messung der Thermoluminiszenzstrahlung, durch die sich der Zeitpunkt des Aufheizens einer Keramik (Brand) bestimmen läßt. Die Jungsteinzeit (Neolithikum) wird in 4 Hauptphasen geteilt: . Früh- und Mittelneolithikum sowie Spät- und Endneolithikum. Die letzteren werden vielfach auch als Kupferzeit bezeichnet und weisen bereits wieder technologisch-ökonomische Fortschritte auf (besonders beginnende Metallurgie). Das uns hier speziell interessierende Früh- und Mittelneolithikum wird in Niederösterreich durch zwei große einander folgende "Kulturen" repräsentiert: der Linearbandkeramik und der Lengyel-Kultur. Die Kreisgrabenanlage von Friebritz steht zeitlich ganz am Anfang der nach einem ungarischen Fundort benannten Lengyel-Kultur.

 

http://www.oeaw.ac.at/praehist/fileadmin/template/main/res/pdf/pal_lit/Neugebauer-Maresch_Teschler-Nicola_2006_Friebritz_Ruttkay-Fs.pdf