Katastralgemeinde Fallbach

KG Fallbach 1
Historie Fallbach:
 
Heimatkundliches Beiblatt
zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach vom November 1952
1. Geschichtliches
Der Name Fallbach soll gleich denen von Gaubitsch, Schotterlee und Ungerndorf an die vorübergehende Besetzung unserer Gegend durch die Ungarn erinnern. Er lautete ursprünglich Valwa = Dorf. Fallbach war ursprünglich ein Teil der nach 1055 gegründeten Passauer Urpfarre Gaubitsch, ist aber schon 1147 selbständige Pfarre und gehörte 1205 den Herren von Valva. Ihre Stifter sind möglicherweise die Herren von Machland aus Oberösterreich, die um Laa Besitz hatten und solchen an das von ihnen gestiftete Kloster Waldhausen hingaben oder die mit ihnen versippten Geschlechter der Eppensteiner und Boigen. Darauf deutet der Kirchenheilige Lambertus hin. Die Eppensteiner sind die Gründer der Abtei St. Lambrecht, der Mariazell seine Entstehung verdankt; die Boigen sind die Stifter von Altenburg a. Kamp, das gleichfalls dem heiligen Lambert geweiht ist (ebenso auch Traunfeld und Kronberg).
Als ersten Pfarrer treffen wir 1188 den Plebanus Eberger. Seine Nachfolger finden wir öfters in Diensten des Landesfüsten, der das Geschlecht der Stifter beerbt haben wird. Um 1260 scheidet Laa aus Fallbach aus und bald ist die Mutter der Tochter als Vikariat unterstellt. Der Laaer Pfarrer nennt sich „von Laa und Fallbach“ und hat längere Zeit die Dienststelle am Hofes des Landesherrn inne. 1479 widmet Sigmund von Eizing, der Inhaber der Herrschaft Loosdorf (und der mit ihr vereinten Herrschaft Fallbach) Einkünfte aus Kottingneusiedl und Fallbach als Entgelt, dass der Pfarrer Siegmund Forsthofer von Laa und Fallbach in die Auspfarrung von Loosdorf einwilligt. Die Stiftung scheint nicht aufrecht geblieben zu sein, denn in den Prozeßakten des Schloßherrn Leo Schneckenreuter und Pfarrers Johann Sterl von Laa von 1534/36 ist nur von einer Sonntagsmesse in Loosdorf die Rede und 1544 erfahren wir, dass für das Recht der Loosdorfer auf einen eigenen Friedhof nach Fallbach Abgaben zu leisten sind. Auch hören wir in der Folge nichts mehr von den Untertanen zu Kottingneusiedl. Loosdorf erhält ca. 1748 durch die Munifizenz des Fürsten Emanuel Liechtenstein eine neue Kirche (eine Schloßkapelle bestand schon länger) und 1783 wird es eigene Pfarre. – Die alte Kirche war 1472/73 durch Siegmund Eizing gebaut worden. Besondere Wohltäter der Kirche waren: die Gattin des Böhmenkönigs und Herzogs von Österreich Przemysl Ottokar II. (wohl Margarete, die Schwester des letzten Babenbergers, des 1246 gefallenen Friedrich des Streitbaren). Sie spendete eine kostbare silberne Monstranz, sie dürfte die 1707 im Dekanatsvisitationsberichte genannte mit vielen Glöckeln behangene Monstranz sein. In den Franzosenkriegen musste sie aber ins kaiserliche Münzamt abgeliefert werden. Aus der Zeit Ottokars mögen auch die 1733 im unteren Chor aufgefundenen Märtyrerbilder mit Inschriften in mährischer Sprache stammen; sie waren aber verblasst und die Schriften nicht zu lesen. Siegmund von Eizing sein und seiner Gattin Wappen mit der Jahreszahl 1483 im Presbyterium ober der Sakristeitür und das Wappen am Gewölbe deuten wohl auf eine größere Arbeit in der Kirche hin (Zubau, Einwölbung). Schließlich Fürst Emanuel von Liechtenstein und Gattin Antonia, die Ahnen der jetzigen fürstlichen Familie. Beide waren dem damaligen Pfarrvikar Gregor Sebastian Fritz, der ein namhaftiger Prediger war (geboren 1685 in Hollabrunn, ordiniert 1708, Prediger und Rhetorikprofessor bei den Oratorianern zu Wien, predigte 1713 mit 7 anderen, da die Gottesdienste wegen der Pest verboten waren, auf dem Hohen Markt, am Graben und anderswo, trat 1727 aus, wurde Pfarrvikar, ging 1739 als Stadtpfarrer nach Stein und starb 1767), sehr gewogen und taten viel für die Kirche. Namentlich angeführt seien der Apolloniaaltar (1733), ein Werk des Bildhauern Rochus Maherhofer aus Wien und der vor der Kirche stehende, nach Loosdorf schauende Johannes von Nepomuk (1734). Vom gleichen Künstler Anton Fritz wurde 1728 ein Aufgang zum Glockentrum gemacht, damit die Seile und der Lärm verschwinden.
1805 wurde der Karner abgerissen und das Material zum Pfarrhofbau verwendet. (Der von Fritz 1728/29 um 2215 Gulden ausgeführte Bau scheint zu Schaden gekommen zu sein.) 1707 war diese Kirche schon öde und in ihr war eine außerordentliche Menge von Menschenknochen konserviert. Dieser Karnerh hat mit denen zu Laa und Mistelbach (der Sage nach) die Gebeine der in den Ottokarkriegen Gefallenen aufgenommen. Eine andere Quelle läßt die Totengebeine in den Karnerkapellen zu Fallbach und Gaubitsch von einer Schlacht unter Mathias Corbinus herrühren. Noch steht ein uraltes Kreuz auf dem Weg von Hagendorf nach Kottingneusiedl, das an diese Schlacht erinnern mag. In Fallbach bestand auch eine Burg, deren Standplatz aber nicht auf der Stelle der Kirche gewesen sein soll. Die Burgherren (die Fallbacher) waren Vasallen des Landesfürsten und hatten im Wappen zwei Binden. Der letzte dieser Ritter, der Fallbach besaß, war Martin von Fallbach und starb um 1410. Im Laaer Minoritenkloster fand er bei seinen Vorfahren die letzte Ruhestätte, sein Grabstein befindet sich aber in der Laaer Pfarrkirche beim Aufgang zum Musikchor eingemauert.
Nach dem Tode Martins finden wir das Gut in einer Hand mit Loosdorf. Eine Schule wird schon nach dem Schwedenkriege erwähnt; der damalige Schulmeister hieß Ambros Pruner und war ein Vetter des Pfarrers Staislaus Starnitius. Dem jeweiligen Schulmeister hatte der Pfarrvikar jährlich je 6 Metzen Weizen und Korn zu reichen, die Gemeinde Fallbach 8, Hagendorf 7 ¼, Altenmarkt 4 ½, Ungerndorf 4 und Friebritz 2 ¾ , außerdem gab die Kirche an Besoldung 10 Gulden und 160 Häuser der Pfarrgemeinde je 6 Kreuzer, sodass sein ganzes Einkommen 54 Gulden 30 Kreuzer ausmachte.
Aus der Dorfgeschichte erwähnen wir, dass 1440 ein Andreas Meixner aus Fallbach Student der Universität Wien war und 1565 der Herrschaftsbesitzer Ritter Adam Gall (Grabstein in Loosdorf) der Gemeinde ein Wirtshaus zu bauen erlaubt hat. 1590 gab es in Fallbach 39 Untertanen von Loosdorf, 2 des Deutschen Ordens, 11 des Klosters Waldhausen, 1 der Herrschaft Hagenberg, 1 der Pfarre Gaubitsch, 12 der Pfarre Laa, 1 der Pfarre Fallbach, 1 der Hofburkapelle Wien; es bestanden 1 Pfarrhof, 1 Schule, 1 Halterhaus, 71 Häuser. 1619/20 hatte Fallbach viel vom Feinde zu leiden.
 
1.     Die Pfarrkirche in Fallbach:
Sie ist auf dem 248 Meter hohen Kirchberg erbaut (der Hausberg diente den Vorfahren zur Verteidigung, zum Begraben der Toten – Ried heißt Fleischbank – Götterverehrung, Holzburg der Ritter). Das Presbyterium ist frühgotisch (13. Jhd., mit Spitzboden und Strebepfeilern), ganz aus Stein – Nexinger Muschelkalksandstein; über dem Eingang der Sakristei ist die Jahreszahl 1483. Rechts ein Wappen (3 Kuppeln; Fallbach gehörte den Herren von Valwa, ab 1470 den Eitzingern). Das Pflaster der zweischiffigen Kirche ist Kehlheimer Schiefer. Der Turm schloß einst die Kirche ab. Die älteste Glocke wurde 1488 von Ramsauer gegossen, mit der Inschrift: O König der Herrlichkeit, komm mit dem Frieden! Fallbach war eine Zeitlang protestantisch und kehrte 1619 (oder 1669) zur katholischen Kirche zurück.

Der Hochaltar: 1763 erbaut zu Ehren des Hl. Lambert (Bischofs und Märtyrers), zu beiden Seiten die Pestpatrone Sebastian u. Rochus, das Hochaltarbild von Mathias Hertzinger. Missionskreuz aus Holz, 400 Jahre alt.
Haupt- und Seitenschiff: gotsich, 1843 renoviert, Stein- und Ziegelbau. Zwei Seitenaltäre: Tod des Hl. Josef, Maria Himmelfahrt; Apolloniaaltar (1733 Werk des Rochus Mayerhofer und Spende der Antonia v. Liechtenstein auf Loosdorf. Unter den Seitenaltären sind Grüfte. Inschrift im Altarraum: „Anno 1718, 20.5. erschlug der Blitz den Schulmeister und einen Buben beim Wetterläuten“. Ein Massengrab (Gruft) für die Gefallenen des Jahres 1278 (Dürnkrut, Jedenspeigen) ist unter dem 1805 abgerissenen Karner.
Die Friedhofsmauer ist aus Steinen errichtet, hatte Zinnen und diente zur Verteidigung – die Kirche eine Wehrkirche. In der Nähe des Friedhofs steht die schon erwähnte, 1734 von der Fürstin Antonia v. Liechtenstein gespendete und von Rochus Mayerhofer errichtete Johannesstatue.
 
 
 
2.     Wegkreuze:
Im Gebiet von Fallbach gibt es eine große Anzahl von durch fromme Pfarrbewohner errichtete Wegkreuze meist neueren Datums; aus dem 17 Jahrhundert stammt in Fallbach eine Mariensäule und eine Johann von Nepomukstatue (1763) und in Hagendorf eine Pestkapelle zum hl. Rochus sowie ein Pestkreuz an der Straßenkreuzung nach Loosdorf.



Die älteren Familiennamen der heutigen Pfarre Fallbach:
Heß (1688), Waismayer Nr. 23 (1799), Hiller (1700), Hasel Nr. 93 (1680), Rohrböck Nr. 71 (1805), Eder Nr. 14 (1818), Ernst 1784, Kantner Nr. 40 (1680), Stockhammer Nr. 17 (1673) Uhl Nr. 58 (1675), Veigl Nr. 52 (1662), Baumgartner Nr. 22 (1673), Keck (1709), Boyer (1751), Dorn (1698), Scharinger (1675), Rosenstingl (1716), Bergauer (1679), Wisent (1682), Wegert (1687), Schaffer (1691), Samer (1674).
 
Die ältesten Namen von Hagendorf:
Baumgartner 1763, Dietmayer 1710, Eisenhut 1703, Eder 1763, Fiby 1787, Hiller 1672, Kräutler 1754, riener 1713, Schlögl Nr. 16 (1725), Stockhammer 1693, Kober 1759, Schmiedl 1735, Uhl 1683, Mayer 1684, Isel 1697
 
Die ältesten Namen von Ungerndorf: Dorn 1804, Eder 1696, Freudenberger 1809, Kastner 1695, Kober 1779, Krückl 1783, Prinz 1842, Sporrer 1720, Hiller 1688, Wisent 1687.
  Quellen: Pfarrarchiv, Chronik und Matriken